Thermobare Waffen kommen der Sprengkraft von nuklearen Waffen gefährlich nahe.
Nachdem wir im vergangenen Teil die chemischen Waffen näher beleuchtet haben, beschäftigt sich nun der folgende Teil mit sogenannten Thermobaren Waffen. In den Berichten der HPG, in den Bewertungen von Murat Karayilan und Duran Kalkan wurde mehrmals deutlich hervorgehoben, dass der türkische Besatzerstaat thermobare Bomben gegen die Guerilla der Freiheit Kurdistan einsetzt. Zudem sind Aufnahmen beim Nachrichtensender ANF veröffentlicht worden, die Kartons zeigen, die die türkischen Besatzersoldaten nach ihren Angriffen zurück gelassen haben, auf denen “thermobaric” stand, was ebenfalls ein deutlicher Nachweis darüber ist, das diese Waffen gegen die Widerstandsgebiete der Guerilla im Süden Kurdistan eingesetzt wurden.
3.3 Thermobare Waffen
Während der aktuell anhaltenden Invasionsoperation der faschistischen AKP-MHP Regierung der Türkei gegen den Süden Kurdistans, die auf die Vernichtung der Guerilla und der Freiheitsbewegung PKK und mit ihr der Errungenschaften des kurdischen Volkes abzielt, hat das Pressezentrum der HPG über den Einsatz hochintensiver Bomben berichtet, die „thermobare Bomben“ genannt werden.
Im HPG-Bericht vom 14. Juli wurde folgendes bekannt gegeben:
„10., 11. und 12. Juli griff die türkische Besatzerarmee die Kriegstunnel im Kokerê Widerstandsgebiet brutal an, setzte chemische Waffen ein und führte sehr heftige Explosionen durch. Unfähig, den Widerstand unserer Genossinnen und Genossen im Kokerê-Widerstandsgebiet mit dem Geist der apoistischen Fedai zu brechen, setzte die unehrliche türkische Armee eine verbotene thermobare Bomben gegen die Kampfstellungen ein, was ebenfalls als Kriegsverbrechen gilt.“
Bereits am 8. April wurden Aufnahmen bei der Nachrichtenagentur ANF veröffentlicht, die die Guerilla zeigen, die im Widerstandsgebiet Werxelê welcher massiv mit chemischen Waffen und verbotenen Bomben angegriffen worden war, die Müllberge der türkischen Besatzersoldaten durchforsten, die die Besatzer vor Ort zurück gelassen hatten und unter dem geschmolzenen Schnee zutage traten. Neben Kanistern mit hochkonzentriertem Salzgeist und Bleichmitteln wurden auch Kartons mit der Aufschrift „THERMOBARIC“ entdeckt.
Im englischen Sprachgebrauch wird diese Waffe „thermobaric bomb“, oder „Fuel-Air Explosive“ (FAE) genannt und ist im deutschen Sprachraum unter „Aerosolbombe“ bekannt, wird aber umgangssprachlich auch „Vakuumbombe“ oder „Druckluftbombe“ genannt.
GESCHICHTE
Die ersten Versuche dieser Waffe fanden während des Ersten Weltkrieges statt, indem ein langsames, aber intensiv brennendes Material wie z. B. Mit Teer imprägniertes Gewebe und Schießpulverstaub verwendet wurde. Diese Granaten, die Brandgranaten genannt wurden, brannten etwa 2 Minuten, nachdem die Granate explodiert war und verbreitete das brennende Element in alle Richtung.
Das Grundprinzip ist die sogenannte Staubexplosion, bei der sich feine Partikel in der Umgebung verbreiten. Für die gezielte militärische Nutzung wurden während des Zweiten Weltkrieges von der Luftwaffe des faschistischen NS-Regime in Deutschland erste Versuche unternommen. Der Physiker und Nationalist Mario Zippermayr, gilt als damaliger Erfinder dieser Art Waffe und hat in der Region Salzburg für das faschistische Naziregime in Deutschland an der Entwicklung dieser Waffen geforscht, indem er Braunkohlestaub als Explosionsmittel nutzte, um mit großen Feuerbällen starke Zerstörungen anzurichten. Der österreichische Wissenschaftler gehörte zum deutschen NS-Regime und gab nach dem Niedergang des deutschen Faschismus seine Informationen und Erfahrungen weiter.
Die weitere Forschung wurde von den USA und der Sowjetunion übernommen und kam in den 1960er Jahren zu einsatzfähigen Ergebnissen. Die Arerosolbomben wurden von der USA offiziell für die „Entlaubung von Wäldern“ eingesetzt und kamen besonders während des Vietnam-Kriegs gegen den revolutionären Aufstand der Bevölkerung gegen die Besatzungsmächte zum Einsatz. Die USA entwickelte thermobare Ausführungen in verschiedensten Formen wie Munition, für Kleinwaffen, Raketenwerfer und Sprengköpfe.
Während der Sowjetunion und später Russland wurden schnell eigene FAE-Waffen entwickelt und die Forschung besonders seit dem Afghanistankrieg fortgesetzt. Sie entwickelten eine breite Palette verschiedener FAE-Sprengköpfe, thermobare Munition, Granaten, Raketen, Artilleriegranaten, Gefechtsköpfe, Panzerabwehrraketen und Luftwaffenmunition.
Die größte hergestellte thermobare Waffe – die eine Wirkung wie eine Atomwaffe erzeugt und wurde von Russland als „Vater aller Bomben“ Reaktion auf die von den USA „massive ordance air blast (moab) bombe“ der sogenannten „Mutter aller Bomben“ entwickelt. Sie ist die stärkste nicht-nukleare Waffe der Geschichte, ihre Ladung von 7 Tonnen flüssigem Brennstoff, entspricht einer Explosion von 39,9 Tonnen TNT. Auch in Spanien, China, Indien und England wird an der Entwicklung thermobarer Waffen geforscht und hat einige Ergebnisse geliefert.
WIRKUNG
Thermobare Waffe wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch Vakuum-Bombe genannt und ist ein Behälter mit einer brennbaren Flüssigkeit und einer vergleichsweise kleinen Sprengladung. Die Flüssigkeit und die Sprengladung sind so kombiniert, dass die Sprengladung die brennbare Flüssigkeit zu einer großen Wolke aus feinen Tröpfchen in der Umgebung verteilt, so entsteht Aerosol. Das brachte der Waffe auch den Namen „Aerosol-Bombe“ ein. Die erzeugte Aerosol-Wolke entzündet sich, sodass eine gigantische Verpuffung entsteht, die die vorhandene Luft wegdrückt. Diese Vakuumwirkung ähnelt chemischen und nuklearen Sprengsätzen.
Diese Luftverdrängung sorgte für den Namen „Vakuum-Bombe“. Die erzeugte Druckwelle zerstört alles im Wirkungsbereich der Explosion, nach der Druckwelle strömt die verdrängte Luft schlagartig zurück und reißt die brennenden Tröpfchen mit sich. Der durch die Explosion entstandene Unterdruck saugt die zurückströmende Luft bis in die tiefsten Stellen (z. B. Keller von Gebäuden, oder wie in diesem Fall Kriegstunnel) und mit der Luft eine Feuerwolke aus brennender Flüssigkeit. Diejenigen die die erste Druckwelle überlebt haben und während des Unterdrucks um Luft rangen, atmen danach Feuer ein.
Die häufigste Todesursache dieser Waffe ist der Erstickungstod. Die Ursache liegt nicht in dem erzeugten Sauerstoffmangel, sondern an der Verletzung der Lunge, dem sogenannten Barotrauma.
Die erste Phase des Unterdrucks erzeugt eine Expansion der Luft in der Lunge, was zu Schäden an der Lunge führen kann. Die Wirkung der thermobaren Bombe, die lange und relativ flache Druckwelle, mit entsprechender Durckabfallflanke, sowie der Gebrauch des Sauerstoffs in der Atmosphäre, begünstigen die tödliche Wirkung.
Weitere Schädigungen des lebenden Organismus werden durch Vergiftung hervorgerufen, die die in der Waffe enthaltenden Substanzen wie z. B. Ethylenoxid oder Propylenoxid auslösen.
Verglichen mit konventionellen Bomben entfachen thermobarische Waffen im Verhältnis zu ihrer Größe eine enorme Druck- und Hitzewelle, weshalb ihre Wirkung oft auch mit kleinen Atombomben verglichen wird, deren Sprengkraft weniger als einer Kilotonne TNT entspricht. Allerdings sind die thermobarischen Bomben in ihrer Wirkung weniger berechenbar als normale Explosivwaffen.
Da der Brennstoff in Höhlensysteme und Bunker oder ähnliches eindringen kann, macht die Waffe gegen befestigte Ziele sehr wirkungsvolle gegenüber anderen konventionellen Sprengkörpern, die aufgrund der mangelnden Druckwirkung nur eingeschränkt effektiv sind. Zudem hält die Druckwirkung wesentlich länger als, als bei konventionellen Sprengstoff. Zudem ist ihre Hitzewirkung stärker, sodass sie eine effektive Waffe bei der Tötung von Menschen und der Zerstörung von z. B. Ungepanzerten Fahrzeugen.
VERWENDUNG
US-Amerika setzte die erste Generation der FAEs wie die CBU-55 im Vietnamkrieg im großen Stil gegen die aufständische Gesellschaft ein und richtete Massaker an. Die zweite Generation der thermobaren Waffen wurde von den Vereinigten Staaten während des Irak Kriegs im Rahmen der „Operation Desert Storm“ eingesetzt. Es heißt, dass die USA mindestens 254 CBU-72 auf das Gebiet abgeworfen haben soll. Zudem wurden sie in Minenfeldern und Schützengräben eingesetzt, weil sie als psychologische Waffe einen größeren Nutzen erwiesen.
Während des Afghanistan-Krieges wurden ebenfalls vom US-Militär FAE eingesetzt. Am 03. März 2022 wurden von der US-Luftwaffe laser-gelenkte thermobare Bomben mit einem Gewicht von 910 kg gegen Höhlen in der Region Gardez eingesetzt in denen Al-Qaida und Taliban-Kämpfer vermutet wurden. Zudem soll die US-Marine während der ersten und zweiten Schlacht von Falludscha thermobare Waffen eingesetzt haben.
Die Sowjet-Union setzte während des Grenzkonfliktes mit China im Jahr 1969 FAEs ein, sowie gegen Tschetschenien während des ersten und zweiten Tschetschenien-Krieges.
In den 1980er Jahren wurde das Raketenwerfersystem TOS-1 für thermobare Sprengstoffe durch Russland entwickelt und während des sowjetisch-afghanischen Krieges erstmals eingesetzt. Es wurden auch Kraftstoff-Luftbomben gegen die Mudschaheddin in Afghanistan eingesetzt, wurden jedoch zur Gefahr für die russischen. Bodentruppen.
Zuletzt soll Russland während der Invasionsoperation in der Ukraine diese Waffen im großen Umfang eingesetzt haben.
Den Erläuterungen des britischen Verteidigungsministeriums wurden durch das britisch Militär FAE-Raketen durch die Luftwaffe gegen die Taliban im Krieg in Afghanistan eingesetzt. Die AGM-114N-Hellfire Rakten wurden über Kampfhubschrauber oder Drohnen abgeworfen. Zudem wurde 2018 deutlich, dass während des Bürgerkrieges in Syrien Hellfire-Rakten mit thermobarer Munition durch Reaper-Drohnen eingesetzt wurden.
Hierzu berichteten auch Teile der Freien Syrischen Armee, dass die syrische Luftwaffe diese Waffen gegen Wohngebiete währen der Schlacht von Aleppo und Kafar Batna eingesetzt habe. Ein Gremium von Ermittlern der Vereinten Nation bestätigten den Einsatz thermobarer Bomben durch die syrische Regierung im März 2013 gegen Al-Qusayr. Auch Russland hat während des Syrienkrieges gemeinsam mit der syrischen Regierung thermobare Bomben und Munition gegen die Aufstände eingesetzt.
NICHT VERBOTEN
Dem aktuellen Völkerrecht zufolge ist der Einsatz von thermobarer Munition, Treibstoff-Luft-Sprengkörpern oder Vakuumbomben gegen militärische Ziele nicht verboten. Der Einsatz gegen zivile Ziele kann jedoch durch das Übereinkommen der UN über bestimmte konventionelle Waffen (CCW) verboten werden, jedoch scheiterten seit Februar 2022 alle bisherigen Versuche thermobare Waffen zu regulieren oder einzuschränken.
(Quellen: https://web.archive.org/web/20110607231414/http://www.defense-update.com/commentary/24-1-06.htm, https://www.defenseworld.net/2018/05/03/uk-troops-using-deadly-thermobaric-weapons-in-syrian-civil-war-report.html#.Yi6fiC08ahA, https://jmvh.org/article/munitions-thermobaric-munitions-and-their-medical-effects/, https://www.spiegel.de/politik/ausland/vakuum-waffe-russland-testet-vater-aller-bomben-a-505195.html, https://de.wikipedia.org/wiki/Aerosolbombe, https://www.zdf.de/nachrichten/politik/thermobare-waffen-russland-ukraine-krieg-100.html, https://en.wikipedia.org/wiki/Thermobaric_weapon#:~:text=A%20thermobaric%20weapon%2C%20also%20called,generate%20a%20high%2Dtemperature%20explosion)