Nachdem wir uns gestern den Nervenkampfstoffen widmeten, werden wir also heute versuchen einen Überblick über die sogenannten Lungenkampfstoffe zu geben.

Lungenkampfstoffe werden, wie der Name schon sagt, eingesetzt, um die gegnerischen Kräfte wahrlich ersticken zu lassen. Die türkischen Besatzer die im Rahmen ihrer Invasionsoperation sagten, dass sie den Guerillas den Atem nehmen wollen, haben diesbezüglich ihren Worten entsprechende Taten folgen lassen.

Es hat in der Vergangenheit viele deutliche Beweise gegeben, die deutlich machten, dass die türkischen Besatzersoldaten Lungenkampfstoffe, besonders Chlorgas und Chlorpikrin gegen die Widerstandsgebiete der Guerilla einsetzten. Nachdem wir uns gestern den Nervenkampfstoffen widmeten, werden wir also heute versuchen einen Überblick über die sogenannten Lungenkampfstoffe zu geben.

Die Entwicklung und der Einsatz dieses Kampfstoffes wurde wie die Nervengase ebenfalls besonders durch die Deutschen vorangetrieben. Ein grausames Erbe, dass sich nun die türkischen Faschisten im Kampf gegen die Freiheitsbewegung Kurdistans und die Freiheitsbestrebungen der kurdischen Bevölkerung einsetzten.

3.2.2 LUNGENKAMPFSTOFFE – GREEN CROSS – GRÜNKREUZ

Aufnahmen die am 8. April 2021 bei der Nachrichtenagentur ANF veröffentlicht wurden, die die Beweise dokumentierten, die im Widerstandsgebiet Werxelê unter dem schmelzenden Schnee hervorkamen und die türkische Armee offensichtlich vor ihrem Rückzug dort hinterlassen hatte, dokumentieren Kanister mit hochkonzentrierter Salzsäure und Bleichmittel. In den dazugehörigen Bericht hieß es dazu:

„In den Aufnahmen ist zu sehen, dass Dutzende Liter Bleichmittel, Salzsäure und verschiedene Substanzen gemischt verwendet wurden, indem sie in Gas umgewandelt wurden. Es ist bekannt, dass selbst eine kleine Menge des Gemisches von Spiritussalz mit geringer Dichte und Bleichmittel, das auch beim Reinigen des Hauses verwendet wird, eine toxische Wirkung hat. Aus diesen Erkenntnissen geht hervor, dass der türkische Staat versucht, die Guerilla zu vergiften, indem er diese Substanzen in großen Mengen mischte und einsetzte.“

(Quelle: https://www.nuceciwan116.xyz/de/2022/04/08/neue-beweise-zum-einsatz-von-verbotenen-waffen-und-chemiewaffen-in-werxele-veroeffentlicht/)

Der IPPNW der sich auf diese Beweisaufnahmen bezog schlussfolgerte in seinem veröffentlichtem Bericht vom Oktober 2022:

1. Ein leerer 30-Liter-Behälter mit Salzsäure (wahrscheinlich in einer Konzentration von etwa 20 %, die als Reinigungsmittel verkauft wird),

2. Ein leerer Behälter für 5 kg Bleichmittel (ebenfalls als Reinigungsmittel verkauft)

Diese Mittel können leicht zur Herstellung von Chlor verwendet werden, einem Gas, von dem bekannt ist, dass es z. B. vom Assad-Regime in Syrien als chemische Waffe eingesetzt wurde.“

(Quelle: https://www.ippnw.de/commonFiles/bilder/Frieden/2022_IPPNW_Report_on_possible_Turkish_CWC_violations_in_Northern_Iraq.pdf)

Hinzu kommen die bereits zuvor benannten mehrfachen Berichte der HPG, dass die gegen die Guerilla eingesetzten chemischen Waffen den Geruch von Chlor und Bleichmitteln verbreiteten.

Lungenkampfstoffe sind die ältesten Kampfstoffe die im Krieg eingesetzt wurden. Das bekannteste ist Chlor, wobei Chlor heute aufgrund des unsicheren Blasverfahrens an Bedeutung verloren hat, die Kampfstoffe Phosgen und Diphosgen, sowie Chlorpikrin sind nach wie vor im militärischen Rahmen von Bedeutung.

Die Bezeichnung Grünkreuz kommt von der Markierung der Granaten im Ersten Weltkrieg mit grüner Farbe. Die Kappe des Zünders wurde grün lackiert und am Boden der Kartusche befand sich ein grünes Kreuz. Die Granate selbst wurde mit den Kampfstoffen Phosgen und Diphosgen gefüllt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wurden später allgemein Lungenkampfstoffe als Grünkreuz bezeichnet.

GESCHICHTE

Im Jahre 1774 entdeckte der deutsch-schwedische Apotheker und Chemiker Carl Wilhelm Scheele Chlor. Während des ersten Weltkrieges wurde Chlorgas erstmals als chemische Waffe durch deutsche Truppen eingesetzt. Der Einsatz von Chlorgas am 22. April 1915 in Flandern bei der Stadt Ypern führte zu vielen Toten und zahlreichen, teilweise fürs Leben geschädigten Soldaten. Nach kurzer Zeit wurde Chlorgas jedoch durch das wirksamere Giftgas Phosgen ersetzt.

Der Kampfstoff Phosgen kam zum ersten Mal am 31. Mai 1915 durch die Deutschen in Ypern zum Einsatz, wobei er mit in einem Mischverhältnis 95% Chlorgas und 5 % Phosgen eingesetzt wurde. Phosgen selbst wurde bereits im Jahr 1812 vom dem britischen Chemiker Sir Humphry Davy entdeckt. Für Phosgen werden auch die Namen Carbonylchlorid, Kohlensäuredichlorid, Kohlenoxychlorid verwendet. Bald danach ging man zum wirksameren reinen Phosgen über. Im Ersten Weltkrieg war Phosgen als chemischer Gaskampfstoff (Grünkreuz) für den Großteil der etwa 17.000 Gastoten dieses Krieges verantwortlich.

Diphosgen wurde zum ersten Mal am 23. Juni 1916 im Ersten Weltkrieg von der Deutschen Armee bei Verdun im Raum Fort Souville und Fort Tavannes an der Westfront als Grünkreuzkampfstoff in Granatfüllungen eingesetzt. Diphosgen ist auch unter den Namen Chlorameisensäuretrichlormethylester, Trichlormethylchlorformiat, Trichlormethylchlorkohlensäureester, Perstoff, Palit bekannt.

Während des Ersten Weltkrieges kamen Chlorpikrin bzw. Trichlonitromethan oder auch Nitrochloroform oder Klop genannt, als Lungenkampfstoffe unter dem Namen Grünkreuz-1 zum Einsatz. Chlorpikrin wurde durch den britischen Chemiker John Stenhouse entdeckt.

Während des ersten Weltkrieg setzten die Deutschen Chlorpikrin mit Kanonen, Haubitzen und Mörsern zum ersten Mal Mitte 1916 ein. Es heißt jedoch, dass die russische Armee zuerst diesen Kampfstoff eingesetzt habe, was die Deutschen bald übernahmen. Das Osmanische Reich war im Ersten Weltkrieg mit Deutschland eng verbündet und wurde mit Grünkreuz-1, einer Wirkstoffkombination mit Chlorpikrin beliefert.

Chlorpikrin wurde auch am 9. April 2004 bei einem Giftgasanschlag in Sofia in Bulgarien eingesetzt.

WIRKUNG

Die Inhalation von Chlorgas ist giftig. Mit der Feuchtigkeit der Schleimhäute erfolgt Bildung von hypochlorige Säure und Salzsäure, die das Gewebe angreifen. Die Inhalation führt je nach Konzentration zu Reizung der Schleimhäute, Husten, bei längerer Einwirkung auch zu Bluthusten und Atemnot, sowie Erstickungserscheinungen, aber auch auf Augen, Haut und die Verdauungswege übt Chlorgas seinen Einfluss aus. Charakteristisch für Chlorgas ist dessen grüne Farbe und dessen typischer Geruch. Chlorgas ist zudem wesentlich schwerer als Luft und sinkt nach unten ab. Nach dem Einatmen von Chlorgas schwellen die Lungenbläschen zu einer schwammigen Masse an, die Lunge füllt sich mit Flüssigkeit und verhindert den weiteren Gasaustausch, es kommt Erstickungstod. Eine Chlorkonzentration von etwa 0,5 % in der Atemluft sind für den Menschen tödlich. Bereits Mengen von 0,001 % Chlor in der Atemluft haben erste pathologische Wirkungen zur Folge. Bei Inhalation großer Mengen besteht Lebensgefahr.

Lungenschäden, bei chronischer Einwirkung auch Herz- und Kreislaufschäden sind auch nach anfänglicher Beschwerdefreiheit möglich. Flüssiges Chlor wirkt stark ätzend für die Haut.

Da Phosgen schlecht wasserlöslich ist, kann es beim Eindringen in die Lunge bis zur Blut-Luft-Schranke in den Alveolen gelangen. Die Blut-Luft-Schranke ermöglicht ein rasches Aufnehmen von Sauerstoff ins Blut und die Abgabe von Kohlenstoffdioxid in umgekehrter Richtung. Geringe Dosen zersetzen sich in der Lunge mit der dort vorhandenen Feuchtigkeit allmählich zu Kohlendioxid und Salzsäure; die letztere verätzt das Lungengewebe und die Alveolen. Dies führt nach 2-3 Stunden zu quälendem Husten, Blausucht (Mangel an Blutfarbstoff Hämoglobin) und Lungenödemen und endet meist tödlich. Der Tod tritt in der Regel bei vollem Bewusstsein ein. Hohe Dosen können auch binnen Sekunden oder Minuten zum Tod führen, indem die Phosgenmoleküle in hoher Anzahl mit den Aminosäuren der Alveolenwände reagieren und den Sauerstoffaustausch verhindern. Anders als Senfgas wirkt Phosgen nur durch die Lunge aufgenommen, nicht durch die Haut.

Symptome der Vergiftung mit Phosgen oder Diphosgen: Stunden nach dem Einatmen quälender Husten, bräunlicher Auswurf (Blutbeimischung), Blauanlaufen der Haut (Zyanose), Lungenödem (Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge). Unbehandelt endet die Vergiftung mit Phosgen oder Diphosgen in qualvollem Ersticken.

Chlorpikrin führt neben Hautblasen und Augenreizungen zu Atembeschwerden. Die Vergiftung mit Lungenkampfstoffen führt zur Entwicklung eines toxischen Lungenödems (Lunge füllt sich mit Flüssigkeit), welche mit Atemnot, grobblassigen Atemgeräuschen und schaumig-rotem Auswurf begleitet wird.

Die betroffene Person zeigt Angstzustände, Anzeichen von drohenden Schocks und leidet unter Brustschmerzen. Durch die Vergiftung können schwere Erkrankungen bis zum Tod durch Ersticken hervorrufen und über Stunden nach der Aufnahme auftreten. Bereits 0,12 g pro m³ Chlorpikrin in der Luft sind lebensgefährlich.

(Quellen: https://wiki.einsatzleiterwiki.de/doku.php?id=cbrn:chemisch:chemische_kampfstoffe, https://www.chemie.de/lexikon/Diphosgen.html, https://www.chemie.de/lexikon/Phosgen.html)

Kategorien: Gasmasken