Seit Wochen blickt die Welt auf Gaza. Es ist eine ungleicher Krieg, was schon die sehr einseitige Verteilung der Opferzahlen deutlich macht. Die Ungleichheit besteht jedoch nicht nur in militärischer Hinsicht. Sie ist Realität im ganzen Gebiet des historischen Palästinas, vom Jordan bis zum Mittelmeer. Es ist die Ungleichheit, die aus dem Konflikt zwischen einem unterdrückten Volk und seinem Unterdrücker folgt, der seinen Ausdruck auch im Befreiungskampf der Palästinenser_innen findet. Diese Ungleichheit ist nicht neu. Sie wird gestützt durch den westlichen Imperialismus, folgt aus dem skrupellosen und brutal durchgesetzten Raub von Land und Ressourcen, auf Rassismus und Apartheid seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Das ist der alltägliche, erdrückende Normalzustand unter der Besatzung, der für Palästinenser_innen unerträglich ist.
Dieser unterdrückende Normalzustand wurde am 7. Oktober durchbrochen. Nicht zum ersten Mal schlug die alltägliche Erfahrung kolonialer Gewalt in die Gewalt der Unterdrückten um. Ähnliches, wenn auch in der Dimension nicht vergleichbar, geschah beispielsweise in der ersten Intifada, dem Aufstand der Steine, als sich das palästinensische Volk Ende der 1980er-Jahre gegen die Besatzungspolitik Israels zur Wehr setzte. Ähnliche Aufbrüche fanden aber auch beispielsweise während den Gezi-Protesten in der Türkei statt oder während dem Arabischen Frühling im Nahen Osten und in unzähligen Ländern Afrikas. Der Kampf von Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker ist kein in sich geschlossener Kampf. Es ist ein kontinuierlich voranschreitender Prozess, der mit allen herrschenden Verhältnissen bricht und immer weiter geführt werden muss bis auch die allerletzten Verdammten dieser Erde frei sind – egal ob in Palästina, Kurdistan, Armenien, der Westsahara oder sonstwo auf der Welt. Wir stehen parteiisch an der Seite all dieser Unterdrückten. Das ist nicht immer einfach oder bequem, aber es ist die Perspektive, aus der wir bewerten und handeln. Alles andere wäre heuchlerisch. Heuchlerische Politik ist ein Bereich, in der die ehemaligen Kolonialmächte Weltmeister sind. Sie, die schon seit Jahrzehnten den Trikont kolonial unterdrücken und nun auch den den sich entwickelnden Genozid in Palästina unterstützen, sei es mit anhaltenden Lieferungen von Waffen und Munition, sei es indem sie die Proteste in Solidarität mit Palästina zum Schweigen zu bringen versuchen. Wo dieses Schweigen weltweit von der Solidaritätsbewegung mittels Demonstrationen, Streiks und Blockaden durchbrochen wird, versuchen sie die Ruhe mittels Demonstrationsverboten oder der Kriminalisierung pro-palästinensischer Gruppen durchzusetzen. Sie wissen, dass Palästina nur der Anfang ist, dass die Befreiung dort nicht haltmachen wird, sondern dadurch ein weltweiter kämpfender Prozess gestärkt wird, der weitergeht bis alle Unterdrückten frei sind. Es sind Momente eines lebendigen Internationalismus, Momente eines Zusammendenkens und Zusammengehens der Kämpfe, Momente des Bruchs auch mit jenen Instanzen in der Schweiz, die die israelische Besatzung ideologisch oder materiell unterstützen oder gar von ihr profitieren.
Deshalb verbinden wir die Kämpfe, von Palästina bis Kurdistan, ob Intifada oder Serhildan. Beides sind Wörter, die Aufstand bedeuten, jeweils auf arabisch und kurdisch, beides sind nicht nur historische Bezugspunkte auf vergangene Ereignisse, sondern auch Aufrufe für internationale Solidarität. Während der türkische Staat schwere militärische Angriffe in ganz Kurdistan führt, heisst es zugleich, aus Gaza vertriebene Palästinenser_innen könnten in der von der Türkei besetzten Gebiete Rojavas angesiedelt werden. Auf einen Schlag zeigt sich, dass Unterdrücker letztlich niemals Verbündete im Kampf gegen die Unterdrückung sein können, aller scheinheiligen Äusserungen Erdogans als «Freund Palästinas» zum Trotz. Erst recht, wenn man bedenkt, wie eng die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem faschistischen türkischen Staat und dem israelischen Apartheid-Staat sind.
So, wie die Unterdrücker vereint sind, so gilt es auch, die Kämpfe der Unterdrückten zusammenzuführen. Hierfür sind der palästinensische und kurdische Befreiungskampf herausragende Beispiele. Sie verbindet eine lange gemeinsame Geschichte der gegenseitigen Unterstützung, der Solidarität und des gelebten Internationalismus. Als die kurdische Guerilla ihre schwärzesten Tage erlebte, waren es niemand anderes als die palästinensischen Genoss_innen, die ihnen zur Seite standen. Ohne diese Guerilla wäre die Rojava-Revolution nie möglich gewesen. Gerade Rojava zeigt, wie der Kampf um die Befreiung weitergeführt wird, wie es möglich ist, sich gegen Besatzung und Faschismus zu verteidigen und gleichzeitig eine solidarische Gesellschaft aufzubauen, in der verschiedene Völker friedlich zusammenleben. Es ist eine Perspektive, die der auf Siedlerkolonialismus, Vertreibung und Apartheid errichtete Staat Israel nicht bieten kann. Es braucht eine andere Lösung, so dass alle Menschen im Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion in Frieden und Gleichberechtigung zusammenleben können. Eine Lösung, die den Menschen ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung bieten kann, eine Perspektive, die sich an der Solidarität als Zärtlichkeit der Völker orientiert.
Hoch die internationale Solidarität!
Freiheit für Palästina! Freiheit für Kurdistan!
Freiheit für alle unterdrückten Völker dieser Welt!
(auf SocialMedia gesehen)