Heute Nacht haben wir in Zürich den Briefkasten der Bauingenieur-Firma Sauerwein Schäfer SSB AG gesprengt. Die SSB befindet sich seit rund 10 Jahren in vollständigem Besitz der ERG International Group, einem der grössten Bauunternehmen der Türkei. Die gut in den Palast vernetzten türkischen Bau-Milliardäre sind neben der Rüstungsindustrie die direktesten Profiteure der Erdogan’schen Wirtschaftspolitik – und sie sind Hauptverantwortliche für die verheerenden Auswirkungen des jüngsten Erdbebens.
Heute begeht die kurdische Bevölkerung auf der ganzen Welt ihre Neujahresfeier Newroz. Sie begeht sie 2023 in Trauer. Über 50’000 Menschen verloren beim Erdbeben Anfang Februar ihr Leben, Hunderttausende stehen vor dem Nichts, kaum eine Familie, die nicht direkt betroffen wäre. Sie begeht das Neujahr aber auch im Wissen nach vorne schauen zu müssen. Auf ein Jahr voller Kämpfe. In der Türkei stehen Wahlen an und bereits hat sich gezeigt, dass Erdogan nicht zögert, das Erdbeben direkt für seine genozidale Politik auszunutzen und eine demographische Veränderung der betroffenen Gebiete voranzutreiben. In Syrien rekonstruiert sich der IS, in den Bergen Nordiraks wird die Guerilla weiterhin mit Bomben und Giftgas angegriffen und am Vorabend des Dritten Imperialistischen Weltkrieges scheint Chaos und Faschismus für verschiedene globale Players zur besten verfügbaren Option geworden zu sein.
Keine Frage, diesen Newroz wird es auch darum gehen Kräfte zu sammeln für diese anstehenden Konfrontationen. Zurück zu schauen um vorwärts zu gehen. Sich darauf besinnen wer der Feind ist und vorallem auch darauf wer die eigene Seite ist. Denn diese ist stark. Die solidarischen Nachbarschaftsstrukturen, die heute in der Südost-Türkei gegen die militarisierten Zwangsverwaltungen spriessen, sind die Barrikaden der anstehenden Auseinandersetzungen, die Guerilla in den Bergen entwickelt in atemberaubenden Tempo neue Techniken, Taktiken und Strategien. Rojava ist in seinem erfolgreichen Widerstand gegen innere wie äussere Feinde längst zu einem Symbol der Freiheit und Selbstbestimmung geworden für alle Unterdrückten weltweit.
In diesem Sinne haben wir heute eine symbolische Aktion gegen die SSB und die hinter ihr stehende ERG der Familie Erbilgin ausgeführt. Gerade wir als Internationalist:innen müssen eines klar haben: Es ist nicht das Erdbeben, das all die Menschen getötet hat, es sind die Profit-Interessen einer kleinen Clique von Profiteuren. Gedeckt durch den Palast und die Korruption haben die grossen Bau- und Immobilien-Unternehmen über Jahre und Jahrzehnte hinweg fette Gewinne eingestrichen. Die Familie Erbilgin, eine der reichsten der Türkei, gehört genau zu dieser Clique. Die Beziehung dieser Kreise zum AKP-Regime ist symbiotisch. Durch gigantische Infrastruktur-Aufträge reich geworden, sind sie dem türkischen Palast auf Gedeih und Verderben verbunden – und dieser mit ihnen.
Ein Erdbeben hat kein Gesicht, keine Adresse. Der türkische Faschismus aber, der eigentliche Mörder, er hat Gesichter und Adressen. Auch hier in Europa. Ihn gilt es anzugreifen. Mit ganzer Kraft.
Hoch die internationale Solidarität!