Am Abend des 30. Dezember 24 haben wir vor dem Ege Market an der Feldstrasse Feuer gelegt. Dies als Zeichen der Solidarität mit den kämpfenden Völkern in Rojava gegen die Angriffe des türkischen Staates und seiner Schergen der SMO (Syrische Nationalarmee).


Um keinen Unbeteiligten Schaden zuzufügen, platzierten wir das Feuer mit genügend Abstand vom Gebäude und den parkierten Autos.

Der Ege Market wurde im vergangenen Jahr bereits zweimal Zielscheibe von militanten Internationalist*innen. Den veröffentlichten Schreiben (https://barrikade.info/article/6718 & https://barrikade.info/article/6395) haben wir nichts mehr hinzuzufügen. Stattdessen wollen wir die Aktion nutzen, um einen Brief einer Internationalistin aus Rojava zu veröffentlichen, der uns über Umwege Anfangs Dezember erreichte:

Liebe Freundinnen und Freunde,
ich sende euch wärmste Grüße aus Rojava.

Ihr alle verfolgt sicher schon seit Tagen die aktuelle Ereignisse, deshalb will ich euch nicht langweilen mit den gleichen Analysen und Aufrufen, die ihr sowieso schon alle kennt. Die Lage ist ernst, das ist sicher. Was sich derzeit in Syrien zusammenbraut, so richtig absehbar ist es nicht, und auch die Folgen für die Revolution in Rojava, ja den ganzen Nahen Osten, sind schwer vorauszusagen. Klar ist: Die Revolution muss, wie schon in vielen Phasen des Krieges zuvor, verteidigt werden. Dafür greifen die Menschen hier zu den Waffen, verschanzen sich in ihren Vierteln in Aleppo, verstärken ihre Frontabschnitte, organisieren Versorgungslinien, kümmern sich um die Evakuierung und Unterbringung der hunderttausenden Flüchtlinge. Bereits jetzt sind Gebiete wie Shehba und Tel Rifaat verloren, in denen viele Menschen seit Jahren mehr warteten als lebten; darauf, eines Tages in das befreite Afrîn zurückzukehren. Diese Hoffnung scheint nun in noch weitere Ferne zu rücken. Wer von uns kan sich vorstellen was das bedeutet, zum zweiten mal alles zu verlieren, zehntausendfach, und schon wieder nur gerade so mit dem Leben davon gekommen zu sein? Wer nicht fliehen konnte, oder wollte, ist nun den Mörderbanden ausgeliefert. Was das bedeutet, könnt ihr ahnen: Langsam dringen Nachrichten von dort nach außen, die erinnern an die Schreckensmeldungen aus der Zeit des Islamischen Staates: Zivilisten geköpft, Frauen verschleppt, Jezidische Familien ermordet. Dass es überhaupt wieder soweit kommen konnte, ist vor allem dem faschistischen Regime der Türkei zu verdanken, das neben Drohnen und Kampfjets nun auch zehntausende islamistische Söldner gegen die Errungenschaften der Revolution ins Feld schickt. Klar ist auch: Dagegen müssen wir gemeinsam kämpfen. Dafür melden sich die revolutionären Jugendorganisationen in Nord-Ost Syrien freiwillig für den Militärdienst und dafür gehen wir, als Internationalistinnen und Internationalisten weltweit auf die Straße. Wir machen Aktionen als Zeichen der Solidarität, wir demonstrieren, wir sammeln Geld, wir klären auf über das, was gerade in Syrien passiert, und das ist wichtig. Viele von euch wissen das vielleicht nicht, aber jede noch so kleine Regung des Widerstands in Europa zeigt den Menschen in Rojava, dass sie nicht alleine sind, dass vielleicht die Regierungen dieser Welt sie im Stich lassen und verraten, aber nicht die Menschen. Aber, und ich weiß nicht wie es euch geht, manchmal hab ich mich doch gefragt: Reicht das eigentlich? Wir demonstrieren, wieder und wieder, und das ist wichtig, ich weiß, aber ist das wirklich alles das wir dem Leid und Schrecken auf der Welt entgegenzusetzen haben? Mal ist die Stimmung euphorisch, mal niedergeschlagen angesichts der schier unlösbaren Herausforderungen. Davon dürfen wir uns nicht abschrecken lassen, denn auch das ist etwas, das wir von der Revolution in Rojava lernen können: Trotz aller Schwierigkeiten weitermachen. Auch in Europa brauchen wir starke revolutionäre Organisationen, die im richtigen Moment in der Lage sind, in die Geschichte einzugreifen, statt sie nur passieren zu lassen. Nur so können wir in Zukunft aus eigener Kraft für die Verteidigung dieser, und aller kommenden Revolutionen kämpfen. Wenn ihr heute nach Hause geht, solltet ihr euch sagen: Wie die Welt ist, darf sie nicht bleiben. Alles muss verändert werden, weniger wäre Irrsinn, und dafür sollten wir alles tun, was in unserer Macht steht. Schaffen können wir das nicht alleine, sondern brauchen die Stärke, die wir nur einander geben können.

Eine kurdische Genossin hat zu mir gesagt: Revolution ist, Blumen auf einem Boden aus Stein zu pflanzen. Nichts geringeres muss uns gelingen.

Liebe und Kraft allen kämpfenden Freund*innen!

Gruppe Şehîd Ronahî Yekta

https://barrikade.info/article/6819

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