Interview mit der YPJ-Kommandantin Heval Sozdar am 6. August 2021

Der Kampf ist ein Prozess

Das Interview wurde mittels einer dolmetschenden Heval auf Kurdisch/ Deutsch geführt. Der Text wurde im Nachgang überarbeitet um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten.

Heval Barbara: Nach dem militärischen Rückzug aus Efrîn hat die Bewegung einen Prozess der Analyse, der Kritik und Selbstkritik eingeleitet. Die Guerilla des 21. Jahrhunderts ist das Resultat dieses Prozesses. Was ist da passiert, was soll man sich darunter vorstellen?

Heval Sozdar: Als Erstes möchte ich sagen, dass wir bereits viele verschiedene Kämpfe erlebt haben. Um als Bewegung eine starke Antwort sein zu können, müssen wir aber auch die Geschichte der widerständigen Kämpfe in der Vergangenheit kennen.

Wir wollten keinen Krieg, aber die Gesellschaft und die Menschen befinden sich in einer Situation in der sie umgebracht und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Deshalb lässt sich der bewaffnete Kampf nicht vermeiden. Wir müssen kämpfen um weiter zu leben und um die Menschen zu verteidigen. Wir sind kein Staat und wir möchten auch keiner sein. Auch deshalb bleibt nur die Wahl uns durch den Kampf zu verteidigen.

Gerade am Anfang der Revolution, haben wir unser Wissen vor allem von den Hevals aus den Bergen1 bekommen. Auch sie befinden sich dort in einem Kampf mit dem Tod. In den Bergen ist es so, dass man in kleinen Gruppen kämpft: Du gehst, du schlägst, du gehst zurück und dann versteckst du dich. Das ist die Methode.

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