In der Nacht auf den 22.11.2022 haben wir der schweizerisch-iranischen Handelskammer an der Oberen Waidstrasse in Zürich einen Besuch abgestattet. Wer dem Schweizer Kapital hilft im Iran Fuss zu fassen ist Kollaborateur_in des iranischen Regimes. Gut sichtbar prangt nun auf der gegenüberliegenden Strassenseite die Mahnung: «CH-Kapital raus aus dem Iran!», am Haus selber hingegen grüssten wir unsere kämpfenden Genoss_innen im Iran mit «Jin – Jiyan – Azadi». Diese Aktion steht im Zeichen des 25. November – dem internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen und queeren Personen.
In the night of November 22, 2022, we paid a visit to the Swiss-Iranian Chamber of Commerce in Zurich. Whoever helps Swiss capital to gain a foothold in Iran is a collaborator of the Iranian regime. Clearly visible on the opposite side of the street is the admonition: «Swiss capital out of Iran!», while on the building itself we greeted our struggling comrades in Iran with «Jin – Jiyan – Azadi». This action is in the sign of the 25th of November – the international day of struggle against violence against women and queer people.
Wie in Rojava, Argentinien oder Polen sind es auch im Iran die Frauen, deren Kampf für Freiheit die vorderste Front des Widerstandes bildet. Seit der Ermordung von Masha Amini durch die iranische Sittenpolizei im September weiten sich die Proteste aus und ergreifen den ganzen Iran. Den kurdischen Frauen schlossen sich schnell andere ethnische Minderheiten, Arbeiter_innen, Schüler_innen und Student_innen an. Sie fordern das Ende des Mullah- Regimes und der patriarchaler Gewalt und Unterdrückung. Neben dem Kampf für die Gleichberechtigung der Geschlechter und Völker werden auch ökonomische Forderugen laut. Die verbreitete Parole «Brot, Arbeit, Freiheit» drückt diesen klassenkämpferischen Charakter der Proteste aus. Neben Demonstrationen gab es auch einen Generalstreik der Lehrer_innen und in der Ölindustrie sowie Student_innenstreiks. Trotz der massiven Gewalt seitens des Iranischen Staates – offiziell gibt es bis jetzt knapp 400 Tote auf der Strasse und im Gericht wurden die ersten Todesurteile gesprochen – lässt sich die kämpfende Bevölkerung nicht einschüchtern. Die konterrevolutionären Aggressionen des Regimes reichen in die gesamte Region – in Başur (dem zum Irak gehörenden Teil Kurdistans) wurden wiederholt Komala Dörfer bombardiert. Dies sind Stützpunkte und zivile Zentren der iranischen kommunistischen Partei Komala.
Dass sich die Repression des iranischen Staates auf die gesamte Region ausweitet ist kein Zufall. Mit «Jin, Jiyan, Azadi / Frauen, Leben, Freiheit» beziehen sich die Protestierenden aktiv auf die Revolution Rojavas und den kurdischen Befreiungskampf. In dieser Verbindung der Kämpfe zeigt sich, dass die Rojavarevolution nie nur für die Kurd_innen war, sondern ihr Projekt der Selbstorganisierung ein Lösungsvorschlag bietet für die gesamte Region, die von Kolonialismus und imperialistischen Kriegen zerstört wurde. Es sind die imperialistischen Machtinteressen mithilfe ihrer lokalen Schergen, welche eine eine friedliche Koexistenz der Völker in der Region verhindern um dafür den Zugang zu billigen Ressouren und die Ausbeutung von Mensch und Natur sicher zu stellen. Wir sollten uns nicht davon täuschen lassen, wenn sich westliche Staaten gegenüber dem iranischen Regime gerne Gleichheit und Freiheit auf die Fahnen schreiben. Dies hat zuallererst damit zu tun, dass sich der Iran in den russischen Machtblock im Wettstreit um die Vormacht im Nahen Osten einreiht und somit Feind des Westens ist. Solange die Geschäfte entsprechend der westlichen Interessen laufen, stellt die Zusammenarbeit mit Dikatoren und Faschisten kein Problem dar, wie sich am Beispiel Erdogans unschwer erkennen lässt. Sowieso sieht es hinter dem Medienrummel rund um offizielle Verlautbarunngen nochmals etwas komplizierter aus, denn die Kapitalisten suchen immer ihre Wege für ein lukratives Geschäft.
Offizielles Geplapper hin oder her: Am Ende des Tages sind für sie Profite wichtiger als Menschen. So ist es nicht verwunderlich dass auch in der Schweiz diese Akteure zu finden sind, bestes Symbol dafür ist die Handelskammer. Dessen Gründer und Präsident, der pensionierte Top-Diplomat Philippe Welti, hat sich zwar wohlfeil auf die Seite der revoltierenden Iraner_innen gestellt, rühmt sich gleichzeitig aber vertrauensvoller Kontakte in die iranischen Regierungs- und Chefen-Etagen.
Es ist klar, die kämpfenden Menschen im Iran wollen keine internationale Einmischung, welche schlussendlich nur den Hegemonialmächten und ihren Kapitalisten dient. Ihr Kampf braucht die Solidarität der Strassen, dass ihre Unterdrücker hier und international kein ruhiges Hinterland finden. Stellen wir uns hier und überall dem scheinheiligen bürgerlichen Liberalismus entgegen, der sich Gleichheit und Freiheit auf die Fahnen schreibt, aber für Profite über Leichen geht. Solidarisieren wir uns aktiv mit den Kämpfenden im Iran und Kurdistan, denn ihr Kampf ist auch unsere Perspektive.
Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung! Für eine Welt ohne patriarchale Gewalt – für einen starken 25. November!
Hoch die internationale Solidarität! Für den Kommunismus!